Drei Jahre vor seiner ‚Komödie‘ Der Untergang der Titanic, wo er das katastrophische Zusammentreffen von Natur und Technik in Szene setzte, publizierte Hans Magnus Enzensberger Mausoleum. Siebenunddreißig Balladen aus der Geschichte des Fortschritts. Die Balladen sind siebenunddreißig Persönlichkeiten gewidmet, die auf verschiedenste Weise einen Beitrag zum Fortschritt geleistet haben. Mit der frenetischen Beschleunigung des Fortschritts im 20 Jahrhundert wurde die Menschheit mit der Atomtechnik, der Klimaerwärmung, der Zerstörung der Biodiversität und dem massiven Verschwinden vieler Arten, kurz mit der Entfremdung des Menschen von der Natur, ins Zeitalter des Anthropozäns befördert. Von nun an ist der Mensch selbst verantwortlich für das Geschehen auf dem Planeten Erde, aber schon in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stellte Günther Anders in Die Antiquiertheit des Menschen fest, dass der Mensch die Gewalt über seine eigenen Produktionen verloren hat, zwischen denen wir nur noch „wie verstörte Saurier herumlungern“. Es stellt sich hier die Frage, ob die die Menschheit bedrohenden Katstrophen wirklich noch „hausgemacht“ sind oder zu einer zweiten Natur für uns geworden sind, die wir in der „Risikogesellschaft“ (Ulrich Beck) nicht mehr kontrollieren. Enzensbergers Balladensammlung wird es abschließend auch erlauben, einen ökofeministischen Blick auf die Geschichte des Fortschritts zu werfen.